Freitag, Januar 06, 2012

Berlin, Jüdisches Museum

Wie auch 2 Millionen anderen Menschen aus ganz Europa, habe auch ich Silvester mit meinem Freund in Berlin verbracht. Und neben einer ausgiebigen Shopping-Tour, die sich in Berlin ja anbietet, wollten wir uns auch kulturell berieseln lassen und haben u.a. das Jüdische Museum besucht.


Das Jüdische Museum lernte ich zum ersten Mal kennen, als ich es 2005 auf Klassenfahrt gezwungenermaßen besuchen musste und meine Begeisterung hielt sich ehrlich gesagt in Grenzen. (Das lag wahrscheinlich auch daran, dass es Hochsommer war, es das dritte Museum an dem Tag war, das wir besuchten und wir einen Museumsführer hatten, der allem Anschein nach wenig bis keine Erfahrung mit der Präsentation einer Ausstellung für Schulklassen hatte!)
Aber gerade weil ich damals wenig Interessantes gesehen hatte, wollte ich dem Jüdischen Museum noch eine zweite Chance geben und der Optimismus hat sich voll und ganz gelohnt.
Neben dem Altbau (ehemaliges Kammergericht) fasziniert zunächst die außergewöhnliche Architektur von Daniel Liebeskind, welche an "einen geborstenen Davidstern" erinnern soll. Man betritt zu allererst die drei Achsen des Exils, der Kontinuität und des Holocaust. Letztere endet an einer großen, schweren Eisentür, durch die man den Turm des Holocaust betritt. Dieser ist vollkommen unbeleuchtet, nicht klimatisiert und nur durch einen schmalen Spalt ganz oben fällt etwas Licht ein. Sobald man den Turm betritt und sich die Tür hinter einem schließt, verspürt man eine beklemmende Stimmung, die auch nicht lange auszuhalten ist.
Schalachet - Gefallenes Laub" von Menashe Kadishman

In den oberen Etagen befinden sich u.a. die Installation Schalachet - Gefallenes Laub. Diese stellt tausende Gesichter mit aufgerissenen Augen und Mündern dar, die in Eisenplatten geschnitten wurden. Es wurde als Denkmal für die vielen Opfer von Gewalt gegen Juden in der Geschichte bis heute errichtet.

Da wir 1 Stunde vor Schließung beim Museum ankamen, konnten wir nur noch den Teil der Dauerausstellung besuchen, die sich mit der Zeit zwischen dem Ende des 1. Weltkrieges und dem Ende des 2. Weltkrieges befassen. Glücklicherweise war dies genau der Teil, den ich vor 6 Jahren noch nicht gesehen hatte.

Die Bilder und Aufzeichnungen die dort ausgestellt sind, zeigen u.a. Tagebucheinträge, Briefe und Fotos von Juden, die vom Holocaust betroffen waren aber auch geheime Briefe von Behörden und Bevölkerung.
Erschreckt hat mich vor allem der Brief einer Frau, die entdeckt hatte, dass eine Jüdin in Ihrem Haus von Nachbarn versteckt wurde und dies den Behörden mitteilte, damit "dieses Weib" abgeholt werde und ich fragte mich beim lesen dieses Briefes, ob die Frau überhaupt wusste, was die Jüdin und die Nachbarn daraufhin erwartete.
"...schicken sie mal gleich früh so um 7 Uhr einen Beamten und lassen dieses Weib abholen."
Insgesamt sah ich viel Neues und nicht nur die üblichen, geschichtlichen Informationen, die im TV gezeigt werden. Es gibt viel mehr Einblicke in die Gefühlswelt der Juden während des Holocaust und stellt einzelne Schicksale dar von Juden, die es geschafft haben zu flüchten, Juden, die das Glück hatten und 1945 aus den Konzentrationslagern befreit wurden und von den Juden, die den Holocaust nicht überlebten. Auch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, etwa die Gründung des Staates Israel, den Wiederaufbau von Synagogen und die Prozesse gegen die Verantwortlichen der Judenverfolgung wird interessant und mit neuen, für mich bisher unbekannten Bildern und Geschichten gezeigt.

Leider haben wir es nicht geschafft, die Sonderausstellung Heimatkunde.30 Künstler blicken auf Deutschland zu besuchen. Da es hierbei das Heimatgefühl in der gegenwärtigen Zeit und derZukunft betrachtet wird, ist sie aber sicherlich empfehlenswert.

Das junge,jüdische Mädchen Eva floh ohne ihre Eltern nach England.
Hier wird ein Brief ihres Vaters gezeigt, indem er seine
Tochter tröstet und zum Durchhalten motiviert
Das Jüdische Museum zeigt an 4 Schicksalen, was Kinder zur damaligen 
Zeit mitgenommen haben, als sie aus dem Land flüchten mussten.


6 Kommentare:

  1. schöner header & schöner blog :)

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  2. Ja klar, ist selbstgemacht. Und ich versteh gar nicht warum niemand das Lied mag - ich liebe es :D

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  3. sehr schöner post, war selber schon im jüdischen museum in Berlin & fand es wirklich interessant :)


    http://foreveryoungandwild.blogspot.com/

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  4. dort wollte ich auch hin gehen als ich in Berlin war, hab es aber leider nicht mehr geschafft. Muss aber wirklich sehr interessant sein.

    lg

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  5. Hallo.
    Danke für dein Kommentar auf meinem Blog.
    Ja das mit dem Interpretation ist immer eine Sache.Deine Sichtweise gefällt mir auch und ich persönlich wäre nicht drauf gekommen.
    Als Note hatte ich eine 1 bekommen ;)

    Nun zu deinem Post.
    Ich war noch nie in Berlin aber ich glaub wenn,werde ich auch mal in das Museum gehen.
    Du hast mich gerade neugierig gemacht.
    Auf meiner Abschlussfahrt nach Amsterdam waren wir im Anne Frank Haus und auch das fand ich durch aus bewegend und interessant.
    Das Gefühl was du vom Turm beschreibst hatte ich damals z.b. im gesamten Anne Frank Haus...


    Liebe Grüße,
    www.poisendiaries.blogspot.com

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  6. Danke für diesen interessanten Bericht! Wenn ich das nächste Mal in Berlin bin, werd ich das Museum besuchen!
    http://gegenlichtfotografie.blogspot.com/

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